Gewohnheitsänderungen
mit Hypnose & Verhaltenstherapie
Wenn Gewohnheiten zur Belastung werden
Viele Verhaltensweisen laufen automatisch ab. Sie sind einmal erlernt worden und haben sich im Laufe der Zeit eingeschlichen. Manche sind hilfreich und unterstützen uns im Alltag, andere belasten uns, rauben Energie oder schaden der Gesundheit.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl, sich eine Veränderung fest vorzunehmen – und trotzdem immer wieder in die alte Gewohnheit zurückzufallen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck der Macht unbewusster Muster.
Wie entstehen Gewohnheiten?
Gewohnheiten sind das Ergebnis von Lernprozessen im Gehirn. Unser Nervensystem liebt Verlässlichkeit und sucht nach schnellen Lösungen, um Belastungen zu reduzieren.
- Auslöser: Ein bestimmter Reiz tritt auf Stress, Langeweile, Anspannung.
- Routine: Ein Verhalten wird automatisch ausgeführt, z. B. Nägelkauen oder Snacken.
- Belohnung: Kurzzeitig tritt Entlastung, Ruhe oder ein angenehmes Gefühl ein.
Dieses Muster wiederholt sich so lange, bis es sich fest im Unterbewusstsein verankert. Mit der Zeit wird das Verhalten automatisiert und läuft oft ab, bevor wir bewusst darüber nachdenken können. Deshalb reicht Willenskraft alleine selten aus, um eine Gewohnheit dauerhaft zu ändern.
Unerwünschte Gewohnheiten zeigen sich auf sehr unterschiedliche Weise.
Zu den typischen gehören:
- Nägelkauen oder Hautknibbeln – oft unbewusst bei Nervosität oder Langeweile
- Übermäßiges Essen / Frustessen – Essen als Reaktion auf Stress oder Emotionen
- Rauchen – als scheinbare Entspannung oder Ritual
- Übermäßiger Konsum von Kaffee, Alkohol oder Zucker
- Exzessives Handy- oder Internetverhalten – ständiges Scrollen oder Nachrichtenchecken
- Aufschieben (Prokrastination) – wichtige Aufgaben immer wieder vertagen
- Haare ausreißen (Trichotillomanie)
- Zähneknirschen – häufig unbewusst als Stressreaktion
- Übermäßiges Grübeln – Gedankenkarussell, das nicht zur Ruhe kommt
Diese Verhaltensweisen haben oft eine beruhigende oder entlastende Funktion, allerdings nur kurzfristig. Langfristig führen sie zu Frust, Schamgefühlen und dem Wunsch nach Veränderung.
Warum ist es so schwer, Gewohnheiten zu ändern?
Das Gehirn bevorzugt bekannte Wege. Ein neuer Weg erfordert Energie und bewusste Aufmerksamkeit, während der alte Pfad schon bestens eingespielt ist.
- Gewohnheiten geben Sicherheit, auch wenn sie schaden.
- Der kurzfristige Nutzen (z. B. Entspannung) wiegt stärker als der langfristige Schaden.
- Unter Stress fällt es besonders schwer, neue Verhaltensweisen durchzuhalten.
Studien zeigen, dass ein großer Teil der Bevölkerung mindestens eine Verhaltensweise hat, die als störend oder belastend empfunden wird. Beispiele sind Nägelkauen, übermäßiges Snacken, ständiges Handy-Checken oder das chronische Aufschieben von Aufgaben.
So berichten zum Beispiel etwa 20–30 Prozent der Menschen, dass sie regelmäßig an den Nägeln kauen. Andere Studien weisen darauf hin, dass sehr viele Menschen mit ungesunden Ess- oder Internetgewohnheiten kämpfen. Fast jeder hat schon einmal versucht, ein Verhalten aus eigener Kraft zu verändern – und ist dabei gescheitert.
Das zeigt: Sie sind mit diesem Thema nicht allein. Schlechte Gewohnheiten gehören zum menschlichen Leben. Entscheidend ist, ob sie die Lebensqualität so sehr einschränken, dass Unterstützung sinnvoll wird. Genau an diesem Punkt kann professionelle Begleitung helfen, den Kreislauf zu durchbrechen und neue, gesunde Routinen aufzubauen.
Hypnosetherapie
Hypnose arbeitet direkt mit dem Unterbewusstsein – dort, wo Gewohnheiten gespeichert und automatisiert sind.
- Ursachen lösen: Innere Spannungen, die das Verhalten auslösen (z. B. Nervosität, Stress), können gezielt angesprochen und aufgelöst werden.
- Automatismen unterbrechen: Der innere Drang, die alte Gewohnheit auszuführen, verliert an Kraft.
- Neue Verknüpfungen schaffen: Gesunde, gewünschte Verhaltensweisen werden im Unterbewusstsein positiv verankert.
- Motivation stärken: Durch innere Bilder und Suggestionen entsteht mehr Zuversicht und Selbstkontrolle.
So wird es leichter, den Kreislauf zu durchbrechen, in dem Anspannung → Gewohnheit → kurzfristige Erleichterung → erneute Belastung abläuft.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Die KVT setzt am bewussten Denken und Handeln an. Sie hilft, die Mechanismen hinter der Gewohnheit zu verstehen und neue Wege zu trainieren. erkennen:
- Sie lernen zu verstehen, in welchen Situationen die Gewohnheit auftritt.
- Gedanken verändern: Ungünstige Überzeugungen („Ich brauche das, um mich zu beruhigen“) werden hinterfragt.
- Neue Strategien üben: Konkrete Alternativen ersetzen das alte Verhalten Schritt für Schritt.
- Selbstwirksamkeit erleben: Sie merken, dass Veränderung möglich ist – auch in schwierigen Situationen.
- Rückfallprophylaxe: Es werden Werkzeuge entwickelt, um dranzubleiben, auch wenn Stress oder alte Reize auftreten.
Quellen
- Pacan, P., Grzesiak, M., Reich, A., & Szepietowski, J. C. (2009). Onychophagia (nail biting): prevalence, clinical picture and comorbidities. Acta Dermato-Venereologica, 89(2), 116–118.
- Leventhal, A. M. et al. (2014). Associations Between Anhedonia and Eating and Drinking Behaviors in a Nationally Representative Sample. Appetite, 79, 21–26.
- Volkow, N. D., Wang, G. J., & Baler, R. D. (2011). Reward, dopamine and the control of food intake: implications for obesity. Trends in Cognitive Sciences, 15(1), 37–46.
- Andreassen, C. S. et al. (2012). Development of a Facebook Addiction Scale. Psychological Reports, 110(2), 501–517.